Die Krise als Chance- Junge Menschen bringen ihre Gedanken zu Papier
Das Weniger an Ablenkung, das Mehr an Zeit bringt auch die Chance, sich Zeit für sich, deine Gedanken und seine Talente zu nehmen. Diese Zeit haben sich auch zwei SchülerInnen unserer Schule genommen und das Ergebnis sind die Texte „Die Liebende“ und „Antagonist“ als Beiträge zu einem Poetry-Slam.
Ein Poetry-Slam ist ein literarischer Wettbewerb, bei dem selbstverfasste Texte innerhalb einer bestimmten Zeit vorgetragen werden. Die Zuhörer küren anschließend den Sieger. Poetry-Slam lässt sich sinngemäß mit „Dichterschlacht“ oder „Dichterwettstreit“ übersetzen. Dabei sind alle literarischen Formen und Genres – beispielsweise Lyrik, Kurzprosa, Rap oder Comedy-Beiträge – erlaubt.
Die Veranstaltungsform entstand 1986 in Chicago und verbreitete sich in den 1990er Jahren weltweit. Die deutschsprachige Poetry-Slam-Szene gilt als eine der größten der Welt. 2016 wurden die deutschsprachigen Poetry-Slams in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Mag. Andrea Zaglmair
Simon Pühringer, 4HB
Antagonist
Die Ratten im Gemäuer tuscheln
Die Frösche munkeln im See
Ein neuer Feind kommt ins Land
Nimmt mich an die Hand
Gerät außer Rand und Band
Hier, wo mehr Mauern als Blümchen sind
Hier weht die Traurigkeit im eisigen Wind
Hier ist er eingekehrt
Der Antagonist
In meinem Kopf, meinem Verstand
Hier wo die Vergissmeinnicht vergessen sind
Wo die Sonnenblumen auf den Boden starren
Wo man sich nur beglückt an Whisky und Zigarren
Hier lebt er nun
Der Antagonist
Der vermutlich nicht mal weiß wie schlimm er ist
Der vermutlich denkt er würde faszinieren
Tut nun nichts als sabotieren
Mit meinem Glück intervenieren
Vor allem Trauer kreieren
Ja das ist er
Der Antagonist
Wer er nun ist?
Fragst du dich
Der Antagonist
Der in meinem Kopf
Das bin ich
Schülerin der 3HA
Die Liebende
Ich bin eine Liebende.
Tag für Tag
und Nacht für Nacht
denk ich an den, den ich gerne hab.
Es stellen sich Fragen wie,
ist es denn richtig,
auf etwas so sehr die Konzentration zu lenken,
allgemein nicht mehr nach zu denken,
obwohl man letztendlich weiß, man dreht sich im Kreis?
Und ist es denn richtig,
Tag für Tag
und Nacht für Nacht
nur an das eine,
nur an den einen zu denken
und davon zu träumen die wahre Liebe zu entdecken?
Wer weiß das schon? – Ich nicht.
Ein Gedanke – ein Lächeln.
Mein Herz klopft wie verrückt.
Ich hab Angst, dass es herausspringt in einem Stück,
dass ich es verlieren könnte – an diese eine Person.
Aber hab ich‘s vielleicht schon verloren?
Nein – ich fühl mich grad wie neu geboren,
so glücklich und zufrieden von Freude überkommen,
als hätte ich ein neues Leben begonnen.
Doch ich bin die Selbe
Irgendwie.
Tag für Tag
und Nacht für Nacht stellen sich dann weitere Fragen wie:
Bin nur ich eine Liebende?
Kann ein Anderer so lieben wie ich?
Werde ich von jemandem geliebt?
Oder werde ich irgendwann von irgendjemanden geliebt werden?
Wer weiß das schon? – Ich nicht.
Ich stelle diese Fragen meinem Kopf.
Keiner kann mir Antworten sagen
und nach all diesen Fragen denk ich mir:
Wir sind doch alle gleich,
Irgendwie.
Und ich warte.
Worauf?
Dass jemand kommt und mir die Liebe gesteht, wobei ich auf den Richtigen besteh.
Ist es nicht der den ich mir wünsche, sag ich:
„Auf Wiedersehen! – Wir werden uns nicht wiedersehen“
So bin ich eben.
Irgendwie.
Ob das falsch ist kann ich nicht sagen.
Die Gedanken würden sich deshalb auch weiter drehen.
Denn selbst wenn es so wäre,
würde ich mir das niemals eingestehen.
Was wäre, wenn du mir sagen würdest, dass ich mehr für dich bin?
Was würde ich tun?
Vielleicht könnte ich mich darüber freuen,
und dir dann sagen, dass ich das auch los werden wollte seit mehreren Tagen.
Vielleicht würde ich dich aber auch abstoßen – Wie schon so oft.
Aus Angst etwas falsch zu machen.
Aus Angst, mit dir am Ende dann doch zusammen zu krachen
– dich zu verlieren.
Ich bin eine Liebende.
Bist du es, den ich liebe?
Warum schaff ich’s denn dann nicht, dass ich’s dir endlich gestehe?
Ich hab Angst es könnte jemandem schaden.
Vielleicht mir selbst.
Ich muss Andere um Rat fragen, damit diese mir dann Weisheiten sagen wie:
„Irgendwann ist es zu spät“,
oder „Probieren geht über Studieren“.
Doch ich warte.
Warum?
Wer weiß das schon? – Ich nicht.
Tag für Tag
und Nacht für Nacht frage ich mich
was wäre, wenn ich dich das nächste Mal sehe,
ob ich dir dann gestehe, was ich empfinde?
Würde alles besser werden?
Wir würden gemeinsam zurückblicken
auf all die schönen Momente, in denen ich dachte, das alles habe nie ein Ende.
Und dann vielleicht gemeinsam sterben.
Doch, ob es soweit kommen würde?
Das weiß niemand.